ZÜRICH – Der «Warm up» um 13 Uhr war dieses Jahr dringend nötig: Bei unangenehmen 16 Grad schlottern sich die Teilnehmer durch die 15. Street Parade. Dem Spass scheint dies aber keinen Abbruch zu tun.
Trotz
schlechter Wetterprognosen haben
sich mehrere hunderttausend Menschen
nicht abschrecken lassen und der 15.
Zürcher Street Parade die Treue
gehalten. Belohnt wurden die
Technofans mit Sonne, Regen und
einer bunten Mega-Party rund ums
Seebecken.
Ganz nach dem diesjährigen «Move
your mind»-Motto pilgerten bereits
am Mittag Zehntausende in freudiger
Erwartung an die Umzugsroute.
Leichter Regen wechselte mit
Aufhellungen, und vor dem Start der
30 «Lovemobiles» zeigte sich
plötzlich der blaue Himmel und die
Sonne brach durch.
Als sich der Tross kurz vor 15 Uhr
am Utoquai im Seefeldquartier in
Bewegung setzte, bevölkerten bereits
Hunderttausende die Route und immer
mehr strömten hinzu. «Wir hätten
nach diesen Wetterprognosen niemals
mit einem solchen Zustrom gerechnet,
stellte Mediensprecher Stefan Epli
erfreut fest. Mit bis zu 800´000
Besuchern sei sicher zu rechnen,
nach einer Million im Vorjahr.
Bei Temperaturen um 16 Grad kam die
bunte Schar der Technofans trotz
atemberaubender Rhythmen und
Lautstärken vorerst nur mässig ins
Schwitzen. Ganz anders ihre
durchtrainierten Vorbilder auf den
«Lovemobiles» und auf den fünf der
Route entlang aufgestellten Bühnen.
Auf einem der «Lovemobiles» zeigte
erstmals in der Geschichte der
Parade das Zürcher Ballett des
weltberühmten Choreografen Heinz
Spoerli sein Können.
Die 2,4 Kilometer lange Route führte
rund ums Seebecken über Bellevue,
Quaibrücke und Bürkliplatz bis zum
Hafendamm Enge. Dort ist gegen 22
Uhr das Ende des Umzugs angesagt.
Auf dem Programm standen bei
Einbruch der Dunkelheit eine grosse
Lasershow vor dem Opernhaus und rund
100 grössere und kleinere Partys bis
zum frühen Montagmorgen.
Laut MeteoSchweiz werde das
wechselhafte Wetter anhalten.
Ausserdem seien weitere
Regenstaffeln im Anzug.
15 Jahre Street Parade
In den
vergangenen anderthalb Jahrzehnten hat sich das Fest
vom Minderheitenanlass der aus dem Untergrund
tretenden House- und Techno-Szene zur grössten
Open-Air-Party der Schweiz mit Gästen aus ganz
Europa und aller Welt entwickelt. Und zu einem
Millionengeschäft.
Nach anfänglicher Skepsis der Behörden – 1994 wollte
die Stadt den Anlass noch verbieten – wird die
Mega-Tanzparty um das Zürcher Seebecken heute nicht
nur geduldet, sondern sie ist zu einem bedeutenden
Wirtschaftsfaktor mit einem geschätzten Umsatz von
mehr als 150 Millionen Franken geworden. Auch der
touristische Imagewert für die Limmatstadt ist
beträchtlich, reisen doch über ein Drittel der
Raverinnen und Raver aus dem Ausland an, viele davon
aus Deutschland.
Juristisch ist die Street Parade nach wie vor eine
politische Demonstration. Der veranstaltende Verein
muss damit nicht für den Sicherheitsaufwand
aufkommen. Seit 1996 müssen die Organisatoren aber
für die Abfuhr des Mülls aufkommen.